In ein paar Tagen wird die kleine Jess 4 Monate jung und es ist immer wieder unfassbar wie schnell die Zeit rennt. Das plüschige Welpenfell ist Geschichte ,der ganze kleine Hund wächst mal hoch, mal lang und die diese Ohren erst...eigentlich könnte sie auch Mrs. Spok heißen.
Sie hat schon so viel gelernt und man kann wirklich mehr als zufrieden sein mit ihrer ganzen Entwicklung.
Sie hat sehr viel Vertrauen zu uns Menschen, sie kennt ihren Namen, ist ziemlich zuverlässig abrufbar, sie weiß was sich hinlegen bedeutet in gesprochenem Wort und mit Pfiff. Das Hinlegen lernen die Hunde hier immer gleich zweisprachig weil wir dies für die Arbeit an den Schafen als erstes brauchen. Seit dieser Woche kann sie das Hinlegen auch schon auf Entfernung.
Nur die Leinenführigkeit lässt momentan noch zu wünschen übrig. Dadurch ,dass sie von Anfang an so kooperativ und angeschlossen an uns Menschen war dürfte sie oft einfach gleich so mitlaufen. Nur als wir jetzt im Urlaub waren mit allen und wir doch öfter mal alle an die Leine nehmen mussten kam unser Versäumnis zum Vorschein :-).
Aber das haben wir vorsichtshalber diese Woche mal vertieft das Thema.
Während unseres Urlaubs hatten wir die Möglichkeit sie das erste Mal mit den Schafen in Kontakt zu bringen. Und das ist immer ein spannender Moment. Jeder junge Hund ist anders. Unseren Jungs waren die Schafe in dem Alter noch ziemlich schnuppe. Schafscheisse fressen fanden sie viel wichtiger als Schafe hüten. Bei Jess ist der Hütetrieb schon jetzt sehr ausgeprägt und dieser kleine Hund hat gleich Gas gegeben. Eigentlich sehr mutig wenn man sich überlegt , dass die Schafe ungefähr 10 mal soviel wiegen wie sie selbst. Plötzlich ändert sich der Gesichtsausdruck des kleinen Hundes von Welpe auf Arbeitstier und sie bewegt sie als hätte sie das schon immer getan. Die Genetik und diese Genialität dieser Border Collies verzaubert auch uns jedes mal aufs Neue.
Seit einer Woche hat sie den absoluten Energieschub und es gibt kein Halten mehr. Mit dem gleichen Durchsetzungsvermögen ,dass sie an den Schafen zeigt ,versuchen die kleinen Jungspunde auch uns Menschen zu manipulieren um ihr eigenes Ding durchzuziehen und eines sag ich euch...die Trickkiste dieser Schelme ist verdammt groß.
Sie stellt Verabredungen ,die wir getroffen haben in Frage oder versucht Fragen an sie nur halbherzig zu beantworten obwohl wir wissen das sie es besser kann.
Da hilft nur eins... einatmen ,ausatmen, Ruhe bewahren.
Wir Menschen neigen oft dazu in solchen Situationen laut zu werden. Wir rufen drei mal und sind genervt wenn alles rufen Nichts nützt und werden unleitlich. Wenn wir uns dagegen unsere Hunde ansehen mit welcher Beharrlichkeit sie versuchen IHR Ding durchzuziehen , sollten wir Menschen uns Gedanken machen.
Wir sind gefragt noch beharrlicher zu sein als sie und noch sachlicher zu werden als wir es sowieso ihnen gegenüber sein sollten. Und das kostet Kraft und Arbeit an sich selbst.
Wenn sich der junge Hund plötzlich über Nacht verändert und am nächsten Tag auf einmal Dinge die gestern noch funktionierten nicht mehr kann oder besser will müssen wir uns nicht fragen warum das so ist. Wir müssen es als gegeben hinnehmen und vielleicht für ein paar Tage unsere Anforderungen zurück schrauben und dafür darauf achten,dass die wenigen kleinen Dinge dafür ordungsgemäß ausgeführt und beantwortet werden.
Überlegen wir doch einfach mal was so ein Hund in seinem ersten Jahr für eine Entwicklung durchmacht. Sie werden als eine Hand voll geboren, ihr körperliches Wachstum schreitet unendlich schnell voran, sie wechseln die Zähne, die Hormone kommen ins Spiel usw....
Dann kommen wir Menschen ins Spiel und haben auch noch einen Anspruch an unsere Hunde. Sie sollen gut erzogen sein,ihre Kommandos zuverlässig ausführen usw...
Für all das haben wir Menschen Jahre Zeit, unsere Hunde erleben das alles in der Hauptsache im ersten Lebensjahr. Es liegt an uns sie nicht zu überfordern, jeden so lernen zu lassen wie er es braucht. Der Weg ist das Ziel ! Vertrauen und Spaß ist immer das Wichtigste, dann passiert das Lernen fast von allein.
Wenn manchmal Menschen nach Hilfe mit ihrem Hund fragen erzählen sie zu 98 % erstmal was alles nicht gut ist.. Fast niemand erzählt erstmal was alles schon gut klappt. Das ist schade eigentlich oder?
Wäre unser Glas eher halb Voll als halb leer hätten wir alle sicher ein besseres Gefühl welches wir auf unsere Tiere übertragen könnten. Wir könnten sicher mit mehr Gelassenheit an die Dinge gehen , von denen wir uns wünschen das sie im Zusammenleben mit unseren Hunden noch besser werden.
Die nächsten Wochen und Monate werden hier mit Sicherheit auch kein Spaziergang. Junge Collies mit 1000 Volt Energie,die man noch nicht trainieren kann, können einen manchen Tag regelrecht an den Rand der Nerven bringen. Auf der anderen Seite können wir doch dankbar sein über einen ganz fröhlichen, lernwilligen und mutigen kleinen Hund ,der jeden Tag strahlt und gut gelaunt ist. Sie ist genau richtig so wie sie ist !