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Von der Wichtigkeit Nähe und Distanz in Waage zu halten

Ich möchte euch von Spot und mir erzählen, und unserem ersten gemeinsamen Start auf einem Hütewettbewerb in der höchsten Klasse. Eins kann ich gleich vorweg nehmen....es war eine kleine bis mittelschwere Katastrophe. Schon am ersten Tag wollte Spot schon gar nicht so richtig loslaufen um die Schafe zu holen und das Bringen der Schafe haben wir schon nicht mehr geschafft. Das hatte allerdings verschiedenen Gründe. Meist sind es ja eher wir Menschen die Fehler machen und so war es an diesem Tag auch. Andiesem Tag habe ich Spot einfach nicht ausreichend vertraut und das war ein Fehler.

Am zweiten Tag hab ich ihm vertraut,war präsenter( zumindestens am Anfang) und er ist einen wunderschönen Outrun gelaufen, hat die Schafe ganz ruhig geliftet. Das Herunterbringen der Schafe war ...naja und dann ging es ans Wegtreiben und schon nahm die Katastrophe wieder seinen Lauf. Er hat immer wieder versucht die Schafe wieder zu mir zu bringen anstatt durch die Tore von mir weg zu treiben. An dieser Stelle hab ich dann aufgegeben weil es so einfach keinen Sinn hatte.

Meine Mitstreiter und Vereinskameraden hatten auch nicht alle einen guten Lauf und jeder hat versucht dem anderen zu helfen, mit zu überlegen woran es gehapert hat. Ich habe mir alle guten Tipps, gerade von den erfahrenen Handlern sehr zu Herzen genommen und trotzdem hat mein bauchgefühl gesagt..."Nee, irgendwie haben wir ein anderes Problem".

Einen ganzen Tag bin ich spazieren denken gegangen und habe nachgedacht über den Hund, über mich und wie ich das Problem lösen kann.

Und irgendwann hatte ich die Lösung...

Ich hatte das große Glück irgendwann auf einen Menschen zu treffen in diesem Leben, der Hunde und Menschen lesen kann wie kaum ein anderer auf der Welt. Ich habe gelernt mich selbst zu reflektieren und kritikfähig zu sein, auch wenn mich das manche Faust in der Tasche gekostet hat. Ich musste an mir arbeiten um besser zu werden in der Arbeit mit den Hunden und "Sich selbst" kritisch zu betrachten war ein Weg.

Ich habe gelernt mich nicht zu fragen: "Warum macht der Hund das, sondern was muss ich Mensch tun damit der Hund sich verändert?"

Und die wichtigste Frage in der Beziehung zu meinen Hunden..."Wer bewegt hier eigentlich wen?".

Und genau das war des Rätsels Lösung. Ich habe angefangen Spots und unseren Alltag mal anzusehen und ihn und mich zu beobachten.

Spot ist ein Hund der immer da ist, immer freundlich,hört gut zu, macht keinen Stress mit anderen Hunden...eigentlich ein Träumchen eines jeden Hundebesitzers.

Aber genau das immer da sein war das Problem. Genau genommen hat er mich den ganzen Tag verfolgt, da wo ich war war der Hund. Morgens beim Kaffee saß er schon neben mir auf der Eckbank und Abends lag er neben mir im Bett.

Was ich aber nicht mehr konnte war ihm sagen...Geh jetzt mal weg und bleib einfach mal weg. Leg dich auf deinen Platz und bleib da, egal was passiert. Eigentlich hat er sich den ganzen Tag damit beschäftigt auf mich aufzupassen, sich eine möglichst gute Position zu verschaffen in meiner Nähe.

Wenn man aber diese tollen Hunde hat weil man sie nicht nur als Familienmitglied hat,sondern verallndingen als Mitarbeiter braucht man einen gewissen sachlichen Abstand zueinander.

Es ist so wie bei uns Menschen. Kennen wir unseren Chef nur bei der Arbeit jeden Tag dann können wir mit ihm einen sachlichen Dialog führen wenn es mal um Kritik geht. Kennen wir unseren Chef auch privat und sind vielleicht auch noch per "DU",dann fällt es uns viel schwerer ihn auf einen Fehler aufmerksam zu machen und ihn damit zu kritisieren.

Ich habe also angefangen Spot hier zu Hause mehr zu reglementieren, darauf zu achten, dass ich die jenige bin,die die Entscheidungen trifft, dass ich diejenige bin die ihm sagt wann ich ihn in meiner Nähe haben möchte und wann nicht. Wer zuerst aus der Tür geht usw.

Er hatte mich durch seine eigentliche angenehme Art um den Finger gewickelt ohne das es hier einem aufgefallen ist.Ganz schön groß die Trickkiste von so einem Border Collie.

Als ich das Gefühl hatte unser Verhältnis von Nähe und Distanz war wieder besser in Waage hab ich ihn wieder mit zu den Schafen genommen und das hatte sich gelohnt :-)

Als ich gestern mit einer Freundin Schafe verladen wollte hab ich ihn losgeschickt Schafe holen. Sie standen ausser Sicht und der Outrun war weit. Ohne eine Frage an mich zu stellen ist er losgelaufen und hat einen so wundervollen Job gemacht. Total motiviert, mit Freude und der ordentlichen Portion Pfeffer im Hintern, so wie man sich das von einem Mitarbeiter wünscht.

Da kann einem wirklich das Herz aufgehen wenn man sehen kann, dass sich alle Gedanken die man sich gemacht hat Früchte tragen und wir ,Spot und ich, wieder ein Team sind.

Es war nicht der Fehler von Spot,zu keiner Zeit. Es war mein oder unser Fehler hier zu Hause.

Keinem Hund tut es gut wenn er das Gefühl hat , dass er den GanzenTag auf seine Menschen aufpassen muss oder sich das zu seiner Aufgabe macht. Das verursacht eher nur Stress beim Hund und im Zweifelsfall gibt es zur Belohnung auch noch Stress mit Artgenossen, die zu nah an Herrchen oder Frauchen wollen.

Ich möchte jeden ermutigen wenn irgendetwas nicht rund läuft, sich die Situation anzusehen, sich zu reflektieren und sich zu überlegen..."Was kann ich Mensch tun, damit sich der Hund verändert?"

Oft sind es die Kleinigkeiten, die uns das Leben mit unseren Vierbeinern viel einfacher und entspannter machen. Man muss sie nur sehen.